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Wie die Steinwaldkirche entstand

Bereits Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde im Steinwald darüber nachgedacht, eine Kirche zu errichten. Da es in dieser Zeit keine Fahrgelegenheit gab, mußten die Menschen in den abgelegenen Dörfern oft mehr als eine Stunde laufen, um den Sonntagsgottesdienst besuchen zu können. So entschlossen sich die Steinwälder ihren Wunsch dem Stadtpfarrer von Erbendorf Johann Nepomuk Heigl vorzutragen. Nachdem sich der Stadtpfarrer die Anliegen angehört hatte sagte er gut gelaunt: „Ja ihr Steinwälder seid schlau; - a Schul´ habt’s, a Wirtshaus habt’s und jetzt braucht’s nu a Kirchn“. So fing es an. Die Bevölkerung wurde sich einig, und es sollte zwischen Schule und Wirtshaus eine kleine Kirche gebaut werden. Ein Sparbuch wurde angelegt, und für die Grundmauern hatten die Nachbarn schon einen Haufen Feldsteine angefahren.

Leider kam es anders, wie man sich es vorstellte. Anfang der 30er Jahre kam eine ganz schlechte Zeit; die Leute wurden arbeitslos, das Geld wurde knapp. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 schlief das Vorhaben ein. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam wieder Bewegung in die Angelegenheit. Es war schon immer so, nach einer harten, schweren Zeit voll Elend und Not, dankt man Gott, daß alles wieder vorüber ist. So kam 1946 wieder etwas Lebensmut in die Bevölkerung.

In Erbendorf war mittlerweile Josef Hofmann Stadtpfarrer. Er hatte schon mehrere Kirchen gebaut. Als er hörte, daß auch die Steinwälder gerne eine Kirche haben möchten, hielt er auf deren Verlangen in der Gastwirtschaft Lochner in Wäldern eine Versammlung ab. Stadtpfarrer Hofmann legte es der Bevölkerung ans Herz: „Wenn wir eine Kirche bauen wollen, müssen wir anpacken, denn jetzt ist die günstigste Zeit“. Alles nötige wurde in die Wege geleitet. Die Firma Bauer aus Erbendorf sollte das Bauprojekt übernehmen.

Durch Haussammlungen wurde in den zugehörigen Ortschaften Geld zusammengetragen. Die Steinhauer gingen an die Arbeit - eine schwere Arbeit die große Menge an Granitsteinen herzustellen. Aus den verstreut liegenden Steinbrüchen wurde das Material mit Pferde- und Ochsenfuhrwerken zur Baustelle geschafft.

Anfang 1947 begann die Firma Wilhelm und Josef Bauer aus Erbendorf mit dem Bau. Am 24. August konnte die Grundsteinlegung gefeiert werden. Im Herbst 1947 wurde wegen Frost und schlechtem Wetter der Bau eingestellt. Bis dahin wurden rund 25000 Reichsmark verbaut. Im Frühjahr wollte man mit frischen Kräften weiterbauen. Es standen noch 30000 Reichsmark zur Verfügung. Aber es wurde nicht weitergebaut, da bereits von einer baldigen Geldentwertung gesprochen wurde. Im Juni 1948 war es dann soweit: Die Währungsreform kam und alle waren wieder arm. Wie sollte es nun weiter gehen ?

Bald wuchsen Brennesseln und Unkraut aus dem umrandeten Kirchenschiff; es sah aus wie eine Ruine. So kam der Winter 1948/49. Wind und Wetter gingen über die Mauern hinweg. Stadtpfarrer Josef Hofmann kam wieder zu den Steinwäldern. „Was sollen wir tun?“ fragte er, „einfallen lassen, den begonnenen Bau als Ruine, als Schandmahl stehen lassen - oder weitermachen?“

Die Steinwälder gewannen frischen Mut und gingen wieder an die Arbeit. 3000 DM waren von der Währungsumstellung übrig geblieben. Wieder wurde in der gesamten Bevölkerung gesammelt und gebettelt. Den Restbau der Kirche übernahm nun die Firma Hermannsdörfer aus Thumsenreuth. Die Arbeiter der Baufirma und auch die Bauern der Umgebung mußten kräftig zupacken. Ein Arbeitstag begann oft um halb fünf Uhr morgens und dauert bis abends neun Uhr. Schon im Oktober 1949 wurde der Dachstuhl aufgesetzt und die Kirche kam noch vor dem Winter unter Dach.

Mit vielen fleißigen Händen und unter der - oft sehr strengen - Führung von Stadtpfarrer Josef Hofmann vollendete man das Werk. Am Himmelfahrtstag des Jahres 1950 - es war der 15. August - ertönten zum ersten Mal die drei Glocken aus den 18 Meter hohen Turm.  Weihbischof Dr. Johann Baptist Höcht weihte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung das neuerbaute Gotteshaus dem Heiligen Petrus. Einer der Meßdiener war der damals 15 jährige Wilhelm Schraml, der im Jubiläumsjahr 2000 als Weihbischof und als Schirmherr das 50-jährige Weihejubiläum besuchte. Ein halbes Jahrhundert erhebt sich nun schon die Peterskirche, fast ein wenig trutzig wirkend, über den Ort Wäldern. Das Bauwerk ist längst zu einem der Wahrzeichen des Steinwaldes geworden.

Roland Wellenhöfer