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Friedrich Schillers Urahne legte Erbendorf in Schutt und Asche

„Vor Schrecken, Angst und Feuersnot behüt uns heut, o lieber Gott!“. Wie ohnmächtig fühlte sich der Mensch in früheren Jahrhunderten dem Feuer gegenüber. Auch in Erbendorf waren im Mittelalter die Häuser alles andere als brandsicher, durchwegs aus Holz gebaut. Und in den Werkstätten der Tuchmacher und Weber, in den Rindenlagern der Gerber, in den Bretterstößen der  Wagner und Büttner fand das Feuer reichlich Nahrung. Vom Schrecken des Feuers, von Not und Sorge des Wiederaufbaues, aber auch vom unbegreiflichen Leichtsinn der Bürger erzählt uns die Stadtgeschichte.

In knapp dreihundert Jahren wurde Erbendorf sieben Mal von schweren Bränden heimgesucht. Die erste große Feuersbrunst ereignete sich am 16. Juli 1568 nachmittags zwischen fünf und sechs Uhr. Die Bürger verloren in kürzester Zeit ihren gesamten Besitz. Nur weniges an Hausrat konnten sie in Sicherheit bringen. Vorräte und Heu für das Vieh waren vernichtet. Ganz zu schweigen von den alten Urkunden und Kleinodien in den Gotteshäusern, die dem Feuer zum Opfer fielen. Die Ursache all des Jammers? Der Witwe Kunigunda Zirkendorfer, genannt Hans-Beckin, war eingefallen, am Sonntagnachmittag, also zu einer ungewöhnlichen Stunde, Kücheln zu backen. Auf der offenen Herdstelle fing das Schmalz Feuer und als die Frau der Flammen nicht mehr Herr wurde, lief sie davon.

Knapp drei Jahrzehnte später, am 26. März 1596 brannte es wieder. Diesmal verursachte der Mälzer Matthäus Uschalt durch sein unvorsichtiges Handeln den Stadtbrand. Der Brandstifter floh gleich ins Ausland, die erbosten Erbendorfer hätten ihn wohl ins Feuer geworfen. Dieser Matthäus Uschalt ist übrigens ein Ahne des deutschen Dichterfürsts Friedrich von Schiller.  Es ist nicht überliefert wie weit Schiller selbst seine Ahnenreihe kannte. Die Unglückstat des Matthäus verblasste sicher bald im Familiengedächtnis.  So wusste der Schiller, als er im Jahr 1800 in seinem Lied von der  Glocke das wüten des entfesselnden Elements schilderte, kaum mehr, dass er damit das Entsetzen seines unglücklichen Vorfahrens in Worte bannte.

Die größte Feuersbrunst in ihrer Geschichte erlebte die Stadt am 4. Juli 1676.  In nur zweieinhalb Stunden brannten 112 Häuser und 55 Scheunen und Städeln sowie Kirche und Pfarrhaus, Schulhaus, Rathaus, Bräu- und Malzhäuser, die beiden Badstuben und das Hospital nieder. Fast nichts konnte gerettet werden, zumal die meisten Bürger bei der Feldarbeit waren. Nachdem die letzten Flammen gelöscht waren und sich der Rauch verzogen hatte gingen die Erbendorfer abermals daran ihre Stadt wieder aufzubauen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, denn sie brauchten wieder ein Dach über dem Kopf. Notdürftig baute man die Häuser wieder auf und wieder verwendete man das brandgefährliche Baumaterial Holz. Nichts half das Mahnen und das Warnen - die Erbendorfer lernten aus den Unglück auch diesmal nichts. Zwar baute man ein Feuerhaus, von den vorgeschriebenen 15 Leitern war aber im gesamten Ort keine zu finden.  Die Regierung hatte dringend geraten eine Feuerspritze zu kaufen. Und auch das taten die Erbendorfer nicht - eine solche Ausgabe sei ihnen bei der Notlage nicht möglich.

Und so kam es wie es kommen musste: am 12. April 1771 brannte es abermals. Das Feuer brach nachts um 2 Uhr im Rindenlager des Rotgerber Adam Schreyer aus. Bis früh um 5 Uhr dauerte das Inferno. Die gesamte linke Seite des Marktes wurde ein Raub der Flammen. Doch auch diesmal bauten die Erbendorfer ihre Stadt wieder auf, von Überall her kam Hilfe. Kurfürst Karl Theodor bewilligte ein Darlehen und gab zum Wiederaufbau der Kirche 600 Gulden, schickte Getreide und erließ den abgebrannten Bürgern auf vier Jahre die Steuer. Diesmal erließ die Regierung strenge Bauvorschriften. Alle Häuser , Städel und Stallungen mussten aus Stein gemauert und die Dächer mit Ziegeln gedeckt werden.

Trotz aller Vorsorge und Vorsicht - nach 25 Jahren steht die Stadt wieder in Flammen. Am 17. März 1796 brach bei dem Schmied Johann Ostermann nachmittags um 1 Uhr ein Feuer aus. In nur einer dreiviertel Stunde wurden 76 Häuser, 49 Städel, das Gotteshaus, der evangelische Pfarrhof und die beiden Schulen ein Raub der Flammen. Zerborstene Mauern, verkohlte Balken und Asche war von der Westhälfte übriggeblieben, die Kirchenglocken waren vom Turm heruntergefallen und zersprungen. Auch das alte Salbuch von 1481 und andere uralte Urkunden, die man bisher bei allen Bränden retten konnte verbrannten in den Flammen.

Was 1796 verschont geblieben war, wurde am 21. Februar 1832 vom Feuer erfasst. Die gesamte Ostfront, wo die Häuser größtenteils noch aus Holz bestanden, brannte diesmal nieder. Das Feuer ging im gleichen Haus wie 1771 auf. Ein Mädchen, so wird erzählt, kam bei seiner Stallarbeit mit einer schadhaften Lampe dem Stroh zu nahe, das sofort Feuer fing. Das Mädchen lief schreiend ins Haus in dem die Männer beim Bier saßen. 1835 wütete auf dem Mühlbühl ein Feuer, bei dem 18 Häuser und das Bürgerspital abbrannten. Noch oft schreckte das „Feuer! Feuer!“ die Bürger der Stadt auf. Doch gelang es immer das Feuer einzudämmen. Seit 1864 sorgt eine Freiwillige Feuerwehr für die Sicherheit der Bürger.

Roland Wellenhöfer

Brand des Lagerhaus in Erbendorf in den 60er Jahren.